Schneevermögen

Mein Liebster ruft freudig erregt an und informiert mich darüber, dass es gerade schneit. Es ist der erste Schnee in diesem Jahr, und als ich aus dem Fenster schaue und die flauschigen Flocken niederschweben sehe, beginne ich zu träumen und denke an das Jahr 1985 zurück.

Ich bin fünf Jahre alt und trage eine rote Wollmütze, das damals noch blonde lockige Haar darunter lugt widerspenstig hervor. Ein Paar Fäustlinge ragen aus meinen Manteltaschen. Ich muss aufpassen, dass ich sie nicht verliere. Ein dicker und ebenfalls roter Schal umschlingt meinen Hals. Das Gesicht ist vom Herumtollen gerötet.

Es ist kalt geworden, die Straßen sind gefroren. Kinder tummeln sich darauf und fahren ihre kleinen Geschwister mit Schlitten herum. Einmal kommt eine Kutsche vorbei. Den Mann darauf kenne ich, es ist unser Nachbar. Er winkt uns zu. Seine Tochter sitzt auf einem der beiden Pferde und wuschelt ihm durch die schöne braune Mähne. Mit offenem Mund staune ich das Mädchen an. Ich finde sie mutig und möchte reiten lernen.

In Jahr 1985 jedenfalls bauen meine ältere Schwester und ich ein großes Schneeiglu. Unmengen an gefrorenem Nass schaufeln wir auf, um einen großen Berg zu erhalten. Mit Papas Hilfe graben wir uns in ihn hinein und höhlen ihn aus. Stundenlang spielen wir in unserem Iglu und naschen Süßigkeiten, manchmal sogar vor dem Mittagessen. Natürlich heimlich. Unsere Mutter wundert sich nur, dass wir keinen Hunger mehr haben. Aber wie Mütter so sind: Sie ahnt es, und wir ernten mahnende Blicke.

Was mich am meisten fasziniert, ist die Tatsache, dass es im Iglu so schön warm ist, obwohl doch keine Heizung vorhanden ist. Manchmal ist es sogar so angenehm, dass ich in Versuchung gerate, meinen Mantel auszuziehen.
Eines Morgens dann ist unsere Höhle verschwunden. Es hat getaut…

Das Telefon reißt mich aus meinen Tagträumen. Nachdem ich den Hörer aufgelegt habe, sehe ich aus dem Fenster und freue mich. Manche Gefühle und Erinnerungen daran bleiben also ein Leben lang bestehen…
Es ist wieder Winter.

Eine milde Gabe…

Nicht nur mit den Finanzen, sondern ganz im allgemeinen geht es mit der Wirtschaft hierzulande den Bach runter. Von „Rettungspaketen“ ist an allen Enden und Ecken die Rede. So werden sie tagtäglich geschnürt, mal lockerer – mal fester. Für marode Banken und Konzerne. So erhält auch Opel nun finanzielle Unterstützung von Angela Merkel – und das, obwohl (oder gerade weil?) das Unternehmen so unattraktive Autos produziert. Und hässliche Autos kauft eben keiner…;-)

Man darf gespannt sein, welche die nächste Branche sein wird, der unter die Arme gegriffen wird. Landwirte und Milchbauern werden es mit Sicherheit nicht sein. Ganz zu schweigen von den Ottos und Ernas Normalverbraucher. Sie zahlen weiterhin horrende Steuern, die manchmal bis an die Hälfte des Bruttogehalts reichen. Als Schwester oder Bruder darf man inzwischen nicht einmal mehr ohne Einschränkungen erben (vielleicht sollte man ja doch in Erwägung ziehen, nach Österreich auszuwandern…).

Man leistet monatlich hohe Krankenkassenbeiträge und toleriert ja auch sonst so Einiges. Doch Pakete kriegt man noch lange nicht. Nicht einmal winzige Päckchen. Und geschnürt wird auch nur der eigene Gürtel – nämlich immer enger. Und wer soll sich da schon noch ein Auto/einen Opel leisten können? (Wer kauft schon ein hässliches und zudem noch teures Auto?)

Vielleicht sollte ich bei der Bundeskanzlerin auch um staatliche Unterstützung bitten. Oder besser noch: Sie kann mich ja als Erbin einsetzen. Ach halt, da war doch was: Das geht ja nicht, da ich weder ihre Mutter noch ihre Tochter bin. Das würde mich teuer zu stehen kommen… Aber ich könnte mich ja von Angela adoptieren lassen. Ja, das ginge.

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Nachtrag: Als jonet-Leserin verfolge ich täglich Mailverkehre zwischen Journalisten. Auch hier macht man sich Gedanken zu obigem Thema. Einer schrieb sogar einen Brief an unsere Bundeskanzlerin und hatte damit eine ähnliche Idee wie ich. 😉

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
wie ich den Medien entnehmen konnte, haben Sie sich dazu entschlossen, Teilen der deutschen Automobilindustrie finanziell unter die Arme zu greifen. Das sind lobenswerte Absichten. Die Arbeitnehmer der Firma Opel werden es Ihnen danken. Natürlich auch die Aktionäre, die nun nicht mehr so stark um ihre Pfründe bangen müssen.
Ebenso konnte ich den Medien entnehmen, dass ihr Kollege Steinbrück beabsichtigt, neue Fahrzeuge von der Kraftfahrzeugsteuer für einen gewissen Zeitraum zu befreien.
Ganze Heerscharen des deutschen Volkes sind Ihnen und Herrn Steinbrück zu außerordentlichen Dank verpflichte. Das meine ich ehrlich. Schließlich stehen erst im nächsten Jahr Bundestagswahlen an, bei denen Sie in gewissem Maße auf eine positive Reaktion in Form von Stimmen rechnen können.
Erlauben Sie mir bitte, in diesem Zusammenhang auch auf meine eigene finanzielle Situation hinzuweisen. Die Honorare fließen seit einiger Zeit spärlicher und die Lage kann man als kritisch bezeichnen.
Würden Sie bitte prüfen, ob und unter welchen Umständen es möglich ist, auch mir einen kleinen Obolus zuzuweisen? Ich bin ein bescheidener Mensch und benötige nur ein vergleichsweise geringes Sümmchen. 5.000 € würden fürs Erste reichen. Oder schauen Sie besser nach, ob besagter Obolus nicht auf 7.000 € aufgestockt werden kann. Dann hätte ich eine Sorge weniger und könnte meine Erbtante mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk erfreuen. Das wäre sicher kein schlechtes Investment. Die Erbtante steht bereits in ihrem 90. Lebensjahr. Im Falle ihres Ablebens würde ich mich selbstverständlich bei Ihrer Partei  revanchieren. Das ist doch Ehrensache. Eine Hand wäscht die andere, sind für mich keine leeren Worte.
Aber ich will die ganze Angelegenheit nicht an einen bestimmten Betrag festmachen. Schauen Sie einfach nach, welche Summe Sie für einen kleinen Journalisten erübrigen können und überweisen Sie diese auf mein Konto 2622801 bei der Hypovereinsbank Hamburg, BLZ 200 300 00. Notfalls kann ich auch mit einem Scheck leben. Aber bitte mit keinem Scheck dieser windigen Banken, die mit Lehman Brothers Geschäfte gemacht haben.
Ich bitte um wohlwollende Prüfung meines Anliegens. Bitte grüßen Sie auch Norbert Blüm ganz herzlich von mir. Ich kenne ihn noch aus meiner Studentenzeit, als ich gemeinsam mit ihm bei Opel am Fließband gestanden habe.
Mit freundlichen Grüßen

Höhenflug II

Endlich bin ich dazu gekommen, meine Festplatten zu durchstöbern und zahlreiche Fotos zu sortieren. Dabei bin ich auf Bilder gestoßen, die einen Sommernachmittag über der Müritz und deren Umland festhalten.

Über den Wolken: Klick auf das Foto öffnet die Fotogalerie.

Für alle, die sie noch nicht kennen, hier nochmal der Verweis auf meine Geschichte „HÖHENFLUG„. Nachdem aller Anfang schwer war, habe ich mich inzwischen zu einer richtigen Fliegerin entwickelt. 😉