Ganz vergessen

Samstagabend, 21 Uhr. Im Spätkaufladen am Helmholtz-Platz. Entnervt schaue ich auf die riesige Schlange vor mir an der Kasse. Ich habe doch nur eine Flasche Bier. Die möchte ich gleich auf einer Bank in der Sonne genießen. Doch es geht nur schleppend vorwärts. Immerhin.

Vor mir an der Reihe ist jetzt ein Mann um die 35, der offensichtlich für eine große Party einkauft: Kartoffelchips, Erdnüsse, Nachos und Avocados – wahrscheinlich macht er gleich eine Guacamole -, Bier, Wein und andere Leckereien liegen da verlockend auf dem Laufband.

Während des Scanprozesses piept sein Handy.
„Hallo? Ja! Ach so. Nein, Du störst nicht …“ Er tritt beiseite und telefoniert, während der Verkäufer die Waren scannt. Irgendwann ist er fertig, während der Einkäufer noch immer am Handy spricht.
Die Leute schauen pikiert. Einige sind ungeduldig.
„Wann jeht’n dit hier nu weiter?“
Der Verkäufer aber wandert seelenruhig mit den Augen im Laden umher. Keine Spur von Missmut. Er hat ja Zeit.

Hastig packt der Telefonierer jetzt seine Sachen in die  Einkaufskiste.
„Schönen Abend noch!“, sagt er – ziemlich in Eile – und möchte den Verkaufsraum verlassen.
„Ja, einen schönen Abend wünsche ich Ihnen auch. Aber meinen Sie nicht, Sie hätten da etwas vergessen?“
Der Verkäufer zieht die Augenbrauen nach oben und schaut seinen (vor-)eiligen Kunden verwundert an. Dieser wiederum runzelt die Augenbrauen, reißt plötzlich erschrocken die Augen auf.
„Oh Gott! Das tut mir jetzt aber leid. Hab ich jetzt ganz vergessen!“
Das sieht man. Er öffnet sein Portemonnaie und zahlt.

4 Gedanken zu „Ganz vergessen“

  1. Tja, was würden wir nur ohne Handys machen? Komischwerweise klingelt meins IMMER wenn ich irgendwo an der Kasse stehe, immer. Ich denke mal das dem jungen Mann das richtig peinlich war. Thats life.
    LG Doro

  2. Lange mußte ich nachdenken, doch kam die Erkenntnis, es kann tatsdächlich passieren, daß man einpackt und meint, nun hätte man genug Arbeit mit dem ganzen Kram gehabt ☺ und will gehen, einfach nur weg aus dem Laden …

    Das Bezahlen wäre auf der Strecke geblieben, wenn da nicht der Kassierer gewesen wäre.

  3. *lach* Ja, so kann es gehen … Anscheinend war ihm das äußerst unangenehm, was ihn wiederum sehr sympathisch erscheinen lässt …
    Lieben Gruß zu dir
    Lilie

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