Eine Tür, drei Passanten

Er kommt von innen und will nach draußen. Da sieht er sie. Sie ist etwa 35, trägt einen karamelfarbenen Trenchcoat. Umwerfend sieht sie aus mit dem schwarzen Haar und den rotgeschminkten vollen Lippen. Er möchte ihr die gläserne Tür aufhalten, doch sie hält bereits den Türgriff entschlossen in der Hand. Er lässt die Schöne gewähren und wartet geduldig. Sie lächelt ihn an. Weiß sie doch genau, was er jetzt denkt.

Der Dritte kommt aus Richtung Fahrstuhl und möchte ebenfalls nach innen gelangen. Er sieht sie. Sie ist wunderschön. Er möchte ihr die Tür nach innen drücken, bemerkt jedoch ebenfalls ihre Entschlossenheit, es selbst zu tun.

Als sie die Tür öffnet, wartet Nummer drei darauf, dass sie zuerst den Raum betritt. Höflich drückt sie das sperrige Holz nach innen und macht Platz für Nummer drei.
„Sie zuerst, meine Liebe“, sagt er.
„Wann kommt es schon einmal vor, dass ich einem Mann die Tür aufmachen darf? Ich bitte Sie – gehen sie“, erwidert sie und gibt ein strahlendes Lachen von sich. Wie kann er da widerstehen?
„Wie charmant“, sagt er, will die Tür passieren und blickt auf Nummer 1 – noch immer von innen wartend.
„Oh, hallo junger Mann! Na, wie es die Regel verlangt: zuerst raus, dann rein“, spricht er und tritt wieder zurück.

Nummer 1 passiert die Tür, nicht ohne der Schönen ein freundliches „Danke“ entgegenzuwerfen. Er dreht sich noch einmal um, ein wenig Eifersucht überkommt ihn. Ungern möchte er sie jetzt mit dem anderen zurücklassen. Ich sehe seinen golden blitzenden Ehering und schüttele den Kopf.
Als ich mich der Tür nähere, schlüpfe ich ohne zu Zögern zwischen den beiden Verbleibenden hindurch.

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